Bielefelder macht Segelschein auf dem Dümmer und überquert jetzt den Atlantik

Mit einer Segelyacht geht es für den Polizisten René Schäfer in 24 Tagen bis in die Karibik. Dabei hat er eine besondere Crew mit an Board.

Von Linda Schnepel
31.10.2023

Bielefeld. Wenn Skipper René Schäfer von seinem Segelboot berichtet, dann klingt das eher so, als spräche er von einem Haustier. Aus seinen Worten spricht eine tiefe Verbundenheit. Kein Wunder, denn im Familienschiff Polaris stecken eine Menge Kindheitserinnerungen, Arbeit und Geld. Jetzt wollen der 34-jährige Polizist und seine Freunde mit dem Boot über den Atlantik bis in die Karibik segeln. Auf diese Aufgabe bereiten sie sich und die 24 Jahre alte Yacht seit mehr als fünf Jahren vor.

Rund um die Straße von Gibraltar laufen die letzten Vorbereitungen für die große Überfahrt über den Atlantik. Im Sporthafen der Luxusgemeinde Almerimar haben René Schäfer und sein Kumpel Philipp Büche die Yacht von Renés Vater, dem Besitzer der Polaris, Anfang Oktober übernommen. Von da aus sind die letzten Testfahrten gestartet. Über Malaga ging es nach Gibraltar und Marokko, wo sie zurzeit auf weitere Crewmitglieder warten. Ende Oktober fahren sie nach Madeira und schließlich zu den Kanaren. Mitte November starten sie von diesem letzten Zwischenstopp aus zur großen Etappe.

Darin liegt der Reiz einer Atlantiküberquerung

Bis zu 24 Tage werden René Schäfer und Philipp Büche auf dem Atlantik segeln, bis sie die Karibischen Inseln erreichen. Begleitet werden sie von einer Crew aus Freunden. Die Polaris hat Platz für acht Personen in den insgesamt vier Kabinen. Das Segelschiff ist mit zwei Bädern und einer Küche ausgestattet. "Und wir haben einen großen Kühlschrank", sagt René.

Warum man mit einem Boot von 25 Quadratmeter Fläche einfach so über den Atlantik segelt? "Das ist wahrscheinlich ähnlich wie beim Bergsteigen", sagt René Schäfer und sucht kurz nach Worten. Um das Gefühl von Freiheit gehe es, die Nähe zum Wasser, Begegnungen mit Tieren. "Wenn wir den Wind nutzen und auf Autopilot schalten können, dann ist einfach Ruhe und Frieden. Zeit zum Abschalten", sagt er. Auf vielen Törns hätten schon Delfine und Schweinswale am Rumpf gespielt und während der Nachtfahrten lasse es sich prima in die Sterne gucken.

Doch das Wichtigste am ganzen Projekt sind für René Schäfer die Freundschaften, die den Traum erst möglich machen. 2017 ist der Bielefelder auf der Suche nach Mitfahrern für einen Segeltörn. Auf Facebook lernt er den Schweizer Philipp Büche kennen. Die beiden entwickeln sich bei ersten gemeinsamen Touren und schließlich über die Jahre zu einem eingespielten Team.

Zahlende Gäste dürfen auf einzelnen Törns mitfahren

René Schäfer machte seinen ersten Segelschein mit fünf Jahren auf dem Dümmer. Seit er zehn ist, verbringen er und seine Familie drei bis vier Urlaube pro Jahr auf dem Segelboot des Vaters, meist in und um Kroatien. "Da ist das Zuhause der Polaris", sagt René Schäfer. Auf diesem Schiff lernte er, wie man den Zehn-Tonner mithilfe aller technischen Möglichkeiten in eine enge Parklücke im Hafen manövriert. Philipp sei eher der Sportsegler, der viele Regatten gefahren ist, so Schäfer. "Er hat mir schon oft gezeigt, wie man die Segel stellt", sagt er.

Es ist alles eine Mischung aus Handwerk, technischem Verständnis und nicht zuletzt - Betriebswirtschaft. Seit 2017 bieten die beiden Freunde Segeltörns für zahlende Gäste auf der Yacht an. "Mit den Erlösen konnten wir die Polaris kernsanieren", sagt Schäfer. Mittlerweile hat das 13 Meter lange Schiff vier Segel bei einer Masthöhe von 17 Metern. Viele technische Anschaffungen erleichtern die Fahrten und erhöhen den Komfort: eine Radaranlage, eine Entsalzungsanlage zur Herstellung von Trinkwasser, Solarplatten zur Stromerzeugung.

Das Know-How der beiden Freunde und ihrer Crew habe sie auch schon durch schwere Unwetter auf See gerettet. "Es gab eine Situation, bei der uns meterhohe Wellen über das Vorschiff schlugen", erzählt Schäfer. In dieser Situation hatten sein Kumpan und er über sieben Stunden Angst, in der Rettungsinsel zu enden. Doch am Ende sei alles nochmal gut gegangen.

René Schäfer arbeitet auf der Bielefelder Einsatzleitstelle der Polizei

Das Wetter ist auch die größte Unbekannte auf dieser großen Überfahrt. "Das darf man nie auf die leichte Schulter nehmen", sagt Schäfer. Doch die Crew hat sich vorbereitet. Sie haben ein Satellitentelefon dabei, halten ständig Kontakt zu einem Meteorologen. Und Schäfer hat Vertrauen in das Schiff und die Fähigkeiten der Mitfahrenden.

Für den Törn hat René Schäfer eine viermonatige Sabbatzeit von seinem Arbeitgeber bekommen. In seinem Job auf der Einsatzleitstelle der Polizei Bielefeld nimmt er sonst Notrufe entgegen. Um auch während ihrer beruflichen Auszeiten etwas Geld zu verdienen, nehmen die beiden ausgebildeten Skipper Gäste mit an Board. Viele von ihnen seien mittlerweile zu Freunden geworden, sagt Schäfer. Denn nicht nur das Boot, sondern auch der gesellige Teil des Segelns ist ihm wichtig. Das merkte er schnell, nachdem er Philipp Büche kennengelernt hatte. "Nur durch die Bekanntschaft mit ihm bekam alles Sinn."a

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